Buchvorstellung 2 - Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde

Ev.-luth. Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde
Hannover Badenstedt
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Buchvorstellung

„Wie ich versuchte, die katholische Kirche zu verstehen“ von Valerie Schönian

Das Buch handelt vom Aufeinandertreffen zweier Welten:  Ein Jahr lang begleitete die junge Berliner Journalistin Valerie Schönian den Pfarrer Franziskus von Boeselager bei seiner Arbeit und in seinem Alltag in der Gemeinde im dörflich-geprägten, westfälischen Münster-Roxel. Das Buch ist aus dem Blog „Valerie und der Priester“ entstanden, das Valerie Schönian während dieses Jahres geschrieben hat. Valerie ist zwar evangelisch getauft und auf Wunsch ihrer Eltern konfirmiert, aber in ihrem Leben spielt die Kirche keine große Rolle mehr. Dessen wird sie sich im Verlauf des Jahres so deutlich bewusst, dass sie sogar aus der Kirche austritt.
Franziskus dagegen ist in einem katholisch geprägten Haushalt groß geworden, im Jesuiten-Internat zur Schule gegangen und hat dann aber erst nach einem BWL-Studium seine Berufung gefunden oder „den Ruf gehört“ wie er selber sagt.
Besonders in den Fragen der Frauenrechte, Verhütung, Abtreibung, Scheidung, Homosexualität und Missbrauch ringen die beiden in ihren Diskussionen um ihre Standpunkte und stoßen an ihre Grenzen. Zu unterschiedlich sind die Positionen der beiden.   Valerie begleitet Franziskus auch auf Reisen nach Rom und zum Weltjugendtag in Krakau. Dort, während einer Messe des neuen Papstes Franziskus, spürt Valerie die Begeisterung und den Enthusiasmus der Jugendbewegung und fühlt sich mitgerissen. Langsam entwickelt sie ein Verständnis für die Rituale in der Kirche, die ihr am Anfang so fremd waren. Sie versteht, dass Menschen Traditionen und das Wiederkehrende brauchen und dass diese den Gläubigen Sicherheit und Geborgenheit schenken. Sie versucht aber auch, Franziskus ihre Welt und Geisteshaltung  zu erklären, in der Klimaschutz und Feminismus wichtiger
sind als Glaube und Gott.  Mir gefällt das Buch, weil es sich auf witzige Art und Weise und anhand zweier sympathischer Personen diesen Themen nähert. Die Art und Weise, wie die beiden im Gespräch bleiben, die Verschiedenheit aushalten und tolerant bleiben, ist beeindruckend. Ein Fazit von Valerie ist deshalb auch, wie sehr sich Ehrlichkeit und Offenheit zwischen Menschen auszahlen. „Nur wenn wir miteinander reden, können wir voneinander lernen, uns verstehen, nur so kann diese Gesellschaft funktionieren, nur so können wir diese Welt gestalten“.  
Ein gutes Fazit, denn beide versuchen, die Welt aus der Perspektive des anderen zu betrachten. Der Perspektivwechsel, den Valerie wagt, ist der entscheidende Wendepunkt und Erfolgsschlüssel der Geschichte. Sie wird von der Beobachterin zur Teilhaberin und gewinnt eine andere Wahrnehmung und viele tiefgehende Erfahrungen.
Das Buch ist im Piper Verlag erschienen, hat 368 Seiten und kostet 16 €.

Christine Wismer
(Bild - Christine Wismer)
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