Schenken I - Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde

Ev.-luth. Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde
Hannover Badenstedt
Ev.-luth. Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde
Hannover Badenstedt
Direkt zum Seiteninhalt
Schenken

Geschenkt wurde schon immer – die Anlässe ändern sich

In der Bibel – vor allem im Alten Testament – wird viel geschenkt, aber meist zu individuellen Anlässen – bei der Brautwerbung, als Unterwerfungsgeste und sehr häuϐig als Bestechung. Deshalb mahnt schon die Thora: „Du sollst das Recht nicht beugen und sollst auch die Person nicht ansehen und keine Geschenke nehmen. Denn Geschenke machen die Weisen blind und verdrehen
die Sache der Gerechten“ (5. Mose 16,19). Die Bibel erzählt aber auch von Ester (im gleichnamigen Buch), die den persischen König heiratet, der seinen Untertanen zu diesem Anlass Geschenke macht und Steuern erlässt. Und das jüdische Purimfest, das auf Ester zurückgeht, ist schon biblisch damit verbunden, dass Menschen einander Geschenke machen. Entsprechend rät das Buch Jesus Sirach (es gehört zu den Apokryphen):
„Schenke und lass dich beschenken, und gönne dir etwas; denn in der Unterwelt lässt sich nicht schwelgen“ (Sirach 14,16). Lange bevor es Weihnachtsgeschenke gab, gab es Geschenke zu Neujahr – was schon daran lag, dass es das Neujahrsfest lange vor dem Weihnachtsfest gab. Konsumkritik gab es schon damals. Der Theologe Augustin (354-430) unterscheidet dabei sehr genau: „Jene mögen Neujahrsgeschenke machen, ihr sollt Almosen geben; jene mögen ausgelassene Lieder singen, ihr sollt euch hinziehen lassen zum Worte der Schrift; jene mögen ins Theater eilen, ihr in die Kirche; jene mögen sich berauschen, ihr sollt fasten.“
Dazu kamen dann die Geschenke für die Kinder oder innerhalb der Familie am Nikolaustag. Martin Luther kritisierte das um 1535 als unangemessene Heiligenverehrung und sprach sich dafür aus, sich nicht vom Heiligen Nikolaus, sondern eher vom Heiligen Christ beschenken zu lassen, also an Weihnachten. Immer noch aber standen die Geschenke an Kinder, Knechte und Mägde, sowie an Arme im Mittelpunkt – Erwachsene beschenkten sich untereinander nicht (es sei denn als Brautpreis, als Unterwerfungsgeste oder Bestechung – siehe oben). Ab ca. 1800 wandelte sich in Deutschland der Charakter des Weihnachtsfestes, es wurde ein bürgerliches, besinnliches Familienfest. Seinen Kern bildeten der geschmückte Baum und darunter die Geschenke, nun auch für alle. Bescherung wurde übrigens lange um Mitternacht gefeiert, also nach der
Christmette auf der Schwelle vom Heiligabend zum eigentlichen Weihnachtstag. Irgendwann wollte man den Kindern ein so langes Auϐbleiben nicht mehr zumuten und verlegte die Bescherung deshalb auf den Nachmittag oder den frühen Abend des 24. Dezembers. Im angelsächsischen Raum aber bringt der Weihnachtsmann nach wie vor die Geschenke um Mitternacht – und die Beschenkten packen am nächsten Morgen aus.


Manuel Kronast




Zurück zum Seiteninhalt