Schenken II - Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde

Ev.-luth. Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde
Hannover Badenstedt
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Schenken

Was soll ich bloß schenken?

Vielen Menschen geht es jedes Jahr genauso: Weihnachten naht und es gilt, alle Lieben mit Aufmerksamkeiten zu beglücken. Manchmal auch die weniger Lieben. Aber zumindest im hier zitierten Song der Prinzen geht es um das Anliegen, einer geliebten Person ein Geschenk zu machen, über das sie sich freuen wird. Doch das ist gar nicht so einfach.

Eine Möglichkeit, dieses Problem anzugehen, habe ich in meiner Großfamilie erlebt: da schenkten die Eltern dreier Kinder ihren Kleinen einfach ganz viel. Haufenweise Päckchen und Pakete stapelten sich auf dem Wohnzimmerboden und ließen schon in eingepackter Form erahnen, dass nicht alles darin mit großer Sehnsucht erwartet wurde. Vielleicht sollte die Menge an Spielzeug, die bereits im Besitz der Beschenkten war, durch eine noch größere Materialschlacht aufgewertet werden?
Im Fall meiner Verwandten wurden letztlich eher die Schenkenden gekränkt, denn die Kinder, die solch eine Geschenkeflut bereits von vergangenen Festen gewohnt waren, rissen in einem Affenzahn das Papier von ihren Gaben, gönnten dem neuen Buch oder Spielzeug ein paar Sekunden Aufmerksamkeit, warfen es beiseite und führten das Ritual mit dem nächsten Paket fort. Eine halbe Stunde später maulte der Erste bereits, ihm sei langweilig. Hier sei erwähnt, dass natürlich nicht allein die Eltern an diesen Unmengen von gut Gemeintem beteiligt waren. Ich selbst bin an Peters zweitem Weihnachtsfest Opfer des Prinzips geworden, dass entgegen aller Absprachen (z.B. einer finanziellen Beteiligung an einem größeren Geschenk) trotzdem jeder Gast dem Kind etwas mitbrachte. Wir machten das Beste daraus und dehnten das Auspacken bis auf den zweiten Weihnachtsfeiertag aus. Peter wäre dennoch ziemlich sicher mit einem Geschenk vollends zufrieden gewesen.
Also: weniger schenken ist die Devise. Aber damit ist das Problem leider nicht gelöst, denn die Frage lautet immer noch:
Was soll ich bloß schenken?
Langsam wird die Zeit knapp, denn wie jedes Jahr rast Weihnachten mit Riesenschritten heran und obwohl man sich vorgenommen hat, dieses Jahr schon im September mit dem Weihnachtseinkauf zu beginnen und spätestens Anfang November alles im Sack zu haben, steht das „Fest des Konsums“ plötzlich unmittelbar vor der Tür und man hat gefühlt noch kein einziges Geschenk, geschweige denn einen guten Einfall.
Und wie wäre es, wenn man einfach gar nichts schenkt? Diese Idee geistert auch alle Jahre wieder durch die Adventszeit – und in meiner Familie haben wir es seit ein paar Jahren sogar fast geschafft, uns daran zu halten. Naja, zumindest unter den Erwachsenen. Also, unter uns Geschwistern. Die Großeltern kriegen natürlich trotzdem was…
Das ist aber tatsächlich gar nicht so schwierig, wenn es Enkelkinder gibt, die – wenn alles gut läuft – schon an sich als ein Geschenk angesehen werden von den Omas und Opas. So gibt es von mir einfach jedes
Jahr das Gleiche: einen Kalender mit den besten Fotos von Peter aus dem vergangenen Jahr. Also das Gleiche mit immer neuem Inhalt. Das ist auch für mich als Schenkende praktisch, denn aus der Erfahrung es letzten Jahres weiß ich, dass das Geschenk gut ankommt. Und die Beschenkten können sich schon vorher darauf freuen und bekommen dennoch in gewisser Weise etwas Neues.
Aber in dem Lied der Prinzen geht es ja eigentlich um eine ganz bestimmte Person, für die der Verzweifelte keine Idee hat. Das ist tatsächlich manchmal das Allerschwierigste: was schenkt man dem Partner bzw. der Partnerin?
Mein Mann und ich haben es seit ein paar Jahren so gelöst: wir schenken einander tatsächlich nichts Materielles zu Weihnachten, also kein „Ding“, das man einander unter oder neben dem Weihnachtsbaum überreichen kann, sondern etwas Ideelles – meistens irgendwas, das wir im neuen Jahr zusammen unternehmen wollen. Dieses Jahr wird es vielleicht mal wieder eine Reise mit einem Wohnmobil – mit diesem Thema beschäftigen wir uns zurzeit. Bis Weihnachten werden wir uns dann entschieden haben. Und können uns dann einfach voller Vorfreude angrinsen, während um uns herum die Geschenkeschlacht wütet.

Und wie lösen Die Prinzen das Problem?




Jeden Tag und jede Nacht
Muss ich daran denken
Jeden Tag und jede Nacht    
Was soll ich ihr schenken
Was soll ich ihr schenken?

Denn alles, alles hat ‘se schon
Alles, alles und noch mehr
Alles, alles hat ‘se schon
Was soll ich da schenken
Ohne sie - ohne sie zu kränken?

n Gummibaum? - (hat 'se schon!)
Badeschaum? - (hat 'se schon!)
'n rotes Tuch? - (hat 'se schon!)
'n Sparbuch? - (hat 'se schon!)
'n Knutschfleck? - (will 'se nich‘!)
'n Bumerang? - (da hat 'se mich!)
Sogar 'ne Matratze
Hat 'se, hat 'se, hat 'se!
Was soll ich da schenken
Ohne sie zu kränken?!

'n Meerschwein? - (hat' se schon!)
'n Heiligenschein? - (hat' se schon!)
'n Ring am Finger? - (hat' se schon!)
So süße Dinger? - (hat' se schon!)
Scheuklappen? - (hat' se schon!)
'n Waschlappen? - (hat' se, hat' se!)
Ich mach mir heut‘ kein Abendbrot
Ich mach mir solche Sorgen
Woher krieg ich ein Geschenk?
Ich brauche was bis morgen!


Eventuell fiel's mir gerade ein
Ist allerdings noch streng geheim
Eventuell schenk ich ihr
-'ne Nacht mit mir.
-
Auszüge aus „Was soll ich ihr schenken?“,
Die Prinzen, Alles nur geklaut, 1993.
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