Silvester I - Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde

Ev.-luth. Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde
Hannover Badenstedt
Ev.-luth. Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde
Hannover Badenstedt
Direkt zum Seiteninhalt
Auf ein Neues!

Bischof des Umbruchs: Silvester I.

Silvester ist eigentlich kein kirchliches Fest, schon gar kein protestantisches. Das Kirchenjahr endet schließlich nicht am 31. Dezember, sondern mit dem Ewigkeitssonntag. Dass am 31. Dezember Gottesdienste gefeiert werden, hat also keinen theologischen Grund, sondern eher einen seelsorgerlichen: Es ist die Antwort auf das Bedürfnis vieler Menschen, den (weltlichen) Jahresübergang mit einem Gottesdienst zu begehen.
Aber auch der Namensgeber Silvester ist mit dem 31. Dezember eher zufällig in Berührung gekommen, indem er 335 an diesem Tag verstarb. Zum Altjahresabend wurde sein Namenstag auch erst über 1200 Jahre nach seinem Tod, als die Gregorianische Kalenderreform das Jahresende vom 24. auf den 31. Dezember verlegte. Wir wissen sehr wenig über Silvesters Leben — umso spannender ist, was die Nachwelt daraus gemacht hat. Er war römischer Bischof (Papst nannte er sich noch nicht) in einer spannenden Umbruchszeit. Unter dem römischen Kaiser Diokletian gehörte er als Presbyter zu einer erbittert verfolgten Kirche. 314 wurde er Bischof,ein Jahr, nachdem Kaiser Konstantin die christliche Religion offiziell anerkannt hatte. Er musste also während seiner Amtszeit nicht um sein Leben fürchten — hatte aber einen Kaiser neben sich, der selbst eine dominante kirchenpolitische Rolle spielte und sich gleichzeitig nach Osten, weg von Rom, orientierte.
Einen Namen machen konnte sich Silvester deshalb erst nach seinem Tod, als sich (vielleicht auch um die Position der römischen Bischöfe zu stärken) Legenden um seine Person zu ranken begannen. Die einflussreichste war, dass er Kaiser Konstantin von einem schweren Aussatz geheilt habe und zwar durch dessen Taufe. Im 9. Jahrhundert tauchte plötzlich ein Dokument auf, das diese Legende aufnahm und sie mit einer sogenannten „Konstantinischen Schenkung“ verband. Konstantin sei wegen seiner Heilung so dankbar gewesen, dass er Silvester erlaubt habe, das kaiserliche Diadem, den Purpurmantel und andere kaiserliche Hoheitszeichen zu tragen. Außerdem habe er ihm die Herrschaft über Rom und die westliche Hälfte des Römischen Reiches übereignet und dann auch noch, als Zeichen seiner Unterwerfung, das Pferd des Bischofs ein Stück weit wie ein Stallknecht geführt. Dieses Dokument diente diversen Päpsten als Beweis für ihr Anrecht auf große Teile Italiens (den sog. Kirchenstaat) und wurde jahrhundertelang nur von Ketzern (denen konnte man sowieso nicht glauben) und Kaiser Otto III. (der wollte diese Gebiete auch haben) angezweifelt. Erst im 15. Jahrhundert wurde es als Fälschung ent larvt. Schließlich wurde Konstantin erst auf dem Totenbett getauft und die Stadt Konstantinopel, die in dem Dokument erwähnt wurde, hieß zum fraglichen Zeitpunkt noch ganz anders.
Und so erinnert heute der letzte Tag des Jahres nur noch an einen Mann, der unspektakulär den Übergang in eine neue, hoffnungsvolle Zeit mitgestaltete. Eigentlich ganz passend.  

Manuel Kronast
Zurück zum Seiteninhalt