Sonntag Trinitatis - 7. Juni 2020
Predigt: Pastor Johannes Neukirch
Einen gesegneten Sonntag
wünschen wir Ihnen mit diesem Predigtgruß!
Und der HERR redete mit Mose und sprach: Sage Aaron und seinen Söhnen und sprich:
So sollt ihr sagen zu den Israeliten, wenn ihr sie segnet:
Der HERR segne dich und behüte dich;
der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig
der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.
So sollen sie meinen Namen auf die Israeliten legen, dass ich sie segne.
4. Mose 6,22-27
Am Pfingstmontag hat unser Landesbischof in der Stiftskirche St. Marien in Obernkirchen – das ist bei Bückeburg – den „Erlebnisraum Taufe” eröffnet. Genauer gesagt wiedereröffnet, denn er war unser Beitrag 2017 bei der „Weltausstellung Reformation" in Wittenberg.
Ich komme darauf, weil unser Predigttext vom Segen handelt und dieser in dem Erlebnisraum eine besondere Rolle spielt. Vielleicht waren Sie vor drei Jahren ja drin.
Ein angenehmer Empfangsraum in schönem Blau. In einem zweiten Raum eine Videoinstallation zum Thema Wasser – das gehört ja zur Taufe wesentlich dazu. Danach kam man in einen dritten Raum, in dem der 500 Jahre alte Taufstein aus der St.-Aegidien-Kirche in Hülsede stand. Und eine freundliche Mitarbeiterin bzw. ein freundlicher Mitarbeiter fragte dann die Eintretenden, ob sie sich segnen lassen wollen, verbunden mit einer Tauferinnerung.
Sich segnen lassen und an die eigene Taufe erinnern – das war für die meisten sicherlich eine überraschende Einladung. Vorher konnte ich mir alles aus der Distanz anschauen, den Raum, den Film – jetzt steht da jemand, der mir etwas von Gott geben will. Ich werde an der Stirn berührt und spüre das Wasser aus dem Taufstein. Jemand spricht für mich einen Segen, der Herr segne dich und behüte dich. Viele, die das mitgemacht haben, waren sichtlich tief berührt.
„Der HERR segne dich und behüte dich.” Das sind Worte aus dem aaronitischen Segen, der unser Predigttext ist. Was bedeuten für uns die vertrauten Worte aus dem Segen am Ende des Gottesdienstes – „der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden"? Ich denke, sie versichern uns: Gott wendet sich uns liebevoll zu.
Gerade in den Corona-Zeiten merken wir doch, wie sehr wir darauf angewiesen sind, dass sich uns jemand zuwendet. Denn wir sehen überdeutlich, was uns fehlt und was sonst so selbstverständlich ist.
Wir dürfen nicht mehr einander die Hand geben. Es ist eine alltägliche Geste, aber sie stellt doch eine Verbindung zwischen zwei Menschen her. Und wir sehen hinter den Masken das Gesicht nicht mehr richtig und müssen schon ganz genau hinschauen, ob unser Gegenüber uns freundlich zulächelt oder nicht.
Wie schön klingt da doch „der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir” – mit Maske geht das nicht. Wir sind darauf angewiesen, dass sich Gott uns zuwendet und begleitet. Im Segen sprechen wir das aus und stellen uns in eine liebevolle Beziehung mit Gott. Wir
begegnen ihm und bekommen von ihm zugesprochen, dass er Gutes für uns will. Das ist wichtig in besonderen Situationen - bei der Taufe, bei der Konfirmation, bei der Trauung - und eben auch jede Woche im Gottesdienst. Der Segen berührt. Eine Frau sagte als sie aus dem Erlebnisraum Taufe herauskam: „Das war so schön, dass man das noch mal zugesprochen bekam, ich bin als neuer Mensch rausgekommen. Ich wünsche mir, dass ich das in den Alltag mitnehmen kann.”
Wir können das, wenn wir uns vom Zuspruch Gottes berühren lassen und ihn dann an andere Menschen weitergeben. Jede und jeder kann das und darf das, es gibt viele Wege - ein Lächeln, eine Einladung zum Kaffee, Segensworte wie „Bleib behütet” oder „Gott segne
dich”, die Hand eines Kranken nehmen.
Amen
WOCHENLIED DES SONNTAGS TRINITATIS
1. Gelobet sei der Herr, mein Gott, mein Licht, mein Leben,
mein Schöpfer, der mir hat mein’ Leib und Seel gegeben,
mein Vater, der mich schützt von Mutterleibe an,
der alle Augenblick viel Guts an mir getan.
2. Gelobet sei der Herr, mein Gott, mein Heil, mein Leben,
des Vaters liebster Sohn, der sich für mich gegeben,
der mich erlöset hat mit seinem teuren Blut,
der mir im Glauben schenkt das allerhöchste Gut.
3. Gelobet sei der Herr, mein Gott, mein Trost, mein Leben,
des Vaters werter Geist, den mir der Sohn gegeben,
der mir mein Herz erquickt, der mir gibt neue Kraft,
der mir in aller Not Rat, Trost und Hilfe schafft.
4. Gelobet sei der Herr, mein Gott, der ewig lebet,
den alles lobet, was in allen Lüften schwebet;
gelobet sei der Herr, des Name heilig heißt,
Gott Vater, Gott der Sohn und Gott der werte Geist,
5. dem wir das Heilig jetzt mit Freuden lassen klingen
und mit der Engelschar
das Heilig, Heilig singen,
den herzlich lobt und preist
die ganze Christenheit:
Gelobet sei mein Gott in alle Ewigkeit!
Johann Olearius 1665