Weihnachten vegan? - Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde

Ev.-luth. Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde
Hannover Badenstedt
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Veganer Weihnachtsbraten?

In manchen Familien könnte es beim festlichen Weihnachtsessen zu neuartigen Konflikten kommen: Immer mehr junge Menschen lehnen u.a. aus ethischen Gründen Nahrungsmittel ab, die aus Tieren hergestellt werden, oder auch nur von Tieren gemacht werden (Honig!, Seide!?).

Meine eigene Tochter hat aus anderen Gründen eine erstaunliche Wandlung vollzogen: Bis vor wenigen Jahren war für sie kaum ein Gericht ohne Fleisch vorstellbar.
Dann hat sie beschlossen, sich bewusster zu ernähren, um Übergewicht zu vermeiden und ihre allgemeine Gesundheit zu verbessern. In „ihrer Internetblase“ fand sie viele Informationen über die gesundheitlichen Risiken eines übermäßigen Fleischverzehrs und die Vorteile veganer Lebensmittel wie z.B. Nüsse, Hülsenfrüchte und Obst.
Es gibt auch Hochleistungssportler, die berichten, wie gut ihnen der völlige Verzicht auf Fleisch, Milch und Eier getan hat.
Ganz offensichtlich kommen zumindest erwachsene Menschen auch sehr gut ganz ohne tierische Produkte aus, bzw. kann der Verzicht darauf sogar körperliche Höchstleistungen ermöglichen.
Ich selbst habe meinen Fleischkonsum schon vor Jahrzehnten fast auf null reduziert, als ich während meines Studiums begriffen hatte, dass etwa zehn Energieeinheiten pflanzlicher Nahrung erforderlich sind, um eine Energieeinheit tierischer Nahrung herzustellen. Was für eine Verschwendung: Man könnte zehnmal so viele Menschen ernähren, wenn diese das Futtergetreide direkt essen würden!

In diesem Zusammenhang sollte man wissen, dass in Deutschland 60% der Ackerflächen genutzt werden, um Futtermittel zu erzeugen und nur 22% der Nahrungsmittelproduktion dienen, der Rest der Energie- und Rohstoffproduktion! Außerdem werden noch jede Menge Futtermittel importiert, wie z.B. Soja aus Brasilien.

Eine 100% vegetarische oder vegane Ernährung ist trotzdem nicht immer machbar und sinnvoll: Zum einen braucht der Mensch natürlich bestimmte Eiweiße, Vitamine usw., die man beim Verzicht auf Fleisch oder Fisch ganz gezielt aus bestimmten pflanzlichen Nahrungsmitteln aufnehmen muss, wenn man Mangelerscheinungen vermeiden will.
So ist die indische Küche berühmt für ihre gesunden vegetarischen Gerichte mit vielen Hülsenfrüchten. Zusätzlich sind Milchprodukte dort üblich. Diese Ernährungsweise ermöglichte es der zweitgrößten Nation der Erde seit Jahrhunderten, ohne Fleisch zu überleben. Zum anderen gibt es z.B. Steppenlandschaften oder arktische Regionen, wo die Menschen nur durch den Verzehr von Tieren ihren Hunger stillen können. Und bei uns können Tiere auch wichtige Komponenten einer nachhaltigen Landwirtschaft
sein.

Aber Fakt ist, dass ein Fleischkonsum von rund 60 kg pro Kopf und Jahr, wie er bei uns heute üblich ist, weit oberhalb des ökologisch und gesundheitlich verträglichen Maßes liegt. Älltere Männer wie ich sind tendenziell von Prostatakrebs bedroht. Wenn man nachliest, wie sich dessen Entwicklung bremsen lässt, findet man Warnungen vor dem Verzehr von (rotem) Fleisch und auch von Milch. Das war für mich – neben dem großen „ökologischen Fußabdruck“ von Milch und Milchprodukten – vor einiger Zeit ein rund, auf Hafermilch umzusteigen!
Beruflich engagiere ich mich gerade dafür, unsere Landwirtschaft durch Humusaufbau und die Integration von mehr Bäumen (auch gerade zur Produktion von Nüssen, Esskastanien, Obst) widerstandsfähiger gegenüber dem Klimawandel zu machen und diesen gleichzeitig abzubremsen. Weltweit trägt die Fleischproduktion 60% zu den Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft bei. Da gibt es echte Reduktionspotentiale, die genutzt werden müssen und aus den genannten Gründen auch können!

Die Sicherung einer ausreichenden und gesunden Ernährung ist ein globales Thema. Vor allem zur Weihnachtszeit erinnert uns „Brot für die Welt“ seit mehr als 60 Jahren daran, dass wir auch an die Menschen in anderen Teilen der Erde denken müssen.
Über seine Partner vor Ort unterstützt die Organisation „die Menschen dabei, innovative Ideen zu entwickeln, um gegenüber Wetterextremen widerstandsfähiger zu werden: So verwenden beispielsweise Kleinbauern traditionelles, robustes Saatgut und können so ihre Ernte verbessern. Andere halten ihr Land mit ausgeklügelt angelegten Steinwällen feucht, anstatt vor vertrockneten Feldern zu stehen. Auf diese Weise entstehen Oasen des Lebens in verwüsteten Regionen. Das ist ein großer Schritt, und er sichert den Menschen die tägliche Nahrung.

Eines steht fest: Klimagerechtigkeit erreichen wir nur, wenn sich auch bei uns etwas verändert. Deshalb fordern wir ‒ gemeinsam mit unseren Partnern ‒ von der Politik konkrete Schritte hin zu einer klimagerechten Gesellschaft. Klimagerechtigkeit beginnt bei uns zu Hause durch eine ressourcenschonende Lebensweise, durch aktives Engagement und durch Solidarität mit den Menschen im Globalen Süden.
Bitte helfen Sie uns dabei, Oasen des Lebens in verwüsteten Regionen der Erde zu schaffen, und setzen Sie sich mit uns für Klimagerechtigkeit ein: durch Ihr Gebet, durch eine solidarische Lebensweise und durch Ihre Spende für Brot für die Welt!
Wir danken Ihnen von Herzen für jeden Beitrag, den Sie leisten!“


Ernst Kürsten
(Foto: Kürsten)
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