Klimaschutzprojekte - Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde

Ev.-luth. Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde
Hannover Badenstedt
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Hannover Badenstedt
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Klimaschutzkonzept der Landeskirche: Theorie und Praxis

Am 21.12.2023 hat die Landessynode ein Klimaschutzgesetz beschlossen. In der Präambel werden die Gründe dafür erläutert: „Wir Menschen sind Teil der Schöpfung und mit besonderer Verantwortung für sie betraut. Die Schöpfung mit all ihren Gaben ist Basis des gesellschaftlichen und individuellen Lebens und des Wirtschaftens. Der Klimawandel bedroht das Leben auf vielfältige Weise, auch kirchlich verursachte Treibhausgasemissionen tragen dazu bei. Dieses  Kirchengesetz soll dazu beitragen, die kirchlich verursachten Treibhausgasemissionen verbindlich und schnell zu senken und kirchliches Verhalten ökologisch, ökonomisch und sozial, also nachhaltig zu gestalten.“ Ziel ist, die Treibhausgasemissionen (THG-Emissionen) so zu reduzieren, „dass ausgehend vom 1. Januar 2024 bis zum 31.
Dezember 2035 eine Reduzierung im Vergleich zum Basisjahr 2023 um achtzig Prozent gewährleistet wird. Im Anschluss werden die THG-Emissionen jährlich um zwei Prozent reduziert, so dass mit Ende des Jahres 2045 eine Netto-THG-Neutralität gewährleistet ist.“

Das Klimaschutzmanagement des Stadtkirchenverbands Hannover erarbeitet aktuell ein integriertes Klimaschutzkonzept für alle Gemeinden Hannovers. Vor der Fertigstellung luden die Klimaschutzmanager:innen alle Interessierten (Hauptamtliche & Ehrenamtliche) zu zwei Onlineworkshops ein, um das Konzept sowie die insgesamt 62 Maßnahmen aus sechs Themenbereichen kennen zu lernen und diese zu kommentieren. Intention der Workshops war es, nicht nur ein Verständnis für die Wichtigkeit der gemeinsamen Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes zu vermitteln, sondern dieses mit der Vor-Ort-Expertise aus den Gemeinden der Teilnehmenden noch einmal zu schärfen. Die Teilnehmenden konnten die einzelnen Maßnahmen gemeinsam diskutieren, Herausforderungen identifizieren und Hinweise geben, wie die Maßnahmen angepasst werden könnten, um die Umsetzung besser zu ermöglichen.

Das Klimaschutzmanagementkonzept benennt die aktuelle Situation, Ziele, kontinuierlich zu überprüfende und anzupassende Maßnahmen und Zuständigkeiten in folgenden Bereichen:
a. Energiemanagement
b. Mobilitätsmanagement
c. nachhaltige Bewirtschaftung von Kirchenland
d. Produktion von regional erzeugtem Strom

Was bedeutet das jetzt für unsere Paul-Gerhardt-Gemeinde? Wie jeder andere Eigentümer von Immobilien muss die Gemeinde den Schwerpunkt auf die Einsparung von Heizenergie und Strom legen, was letztlich auch zu finanziellen
Einsparungen führen kann. Dienstfahrten sollten natürlich vorzugsweise per Fahrrad und mit öffentlichen Verkehrsmitteln unternommen werden. Unsere Gemeinde hat kein Ackerland, das besser im Sinne des Klimaschutzes bewirtschaftet werden könnte, aber der Baumbestand auf dem Gemeindegrundstück sollte gut erhalten und entwickelt werden, auch um bei Hitzeperioden für ein besseres Mikroklima in Badenstedt zu sorgen.
Erstaunlich große Auswirkungen auf das Klima haben unsere Essgewohnheiten:
Insbesondere der hohe Verzehr von Fleisch führt zu erheblichen Umweltbelastungen: Schließlich dienen 60% der landwirtschaftlichen Fläche in Deutschland der Produktion von Futtermitteln (und hinzu kommen noch Importe!) und nur 22% der direkten Nahrungsmittelproduktion! Auch aus gesundheitlichen Gründen sollte unser Fleischverbrauch um (mindestens) 50% reduziert werden, wird aus medizinischer Sicht immer wieder betont.
In diesem Bereich kann die Gemeinde natürlich nur bei ihren eigenen Veranstaltungen direkt wirken. Zur Erschließung der Stromproduktionsmöglichkeiten durch Photovoltaik auf Gebäudedächern ist der Stadtkirchenverband im September 2023 Gesellschafter der neugegründeten „DiaVerde Diakonische Gesellschaft für Energie und Nachhaltigkeit mbH“ geworden. Was hier privat getan werden kann, wird im folgenden Artikel angesprochen.

Text und Foto: Ernst Kürsten

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Weg vom Gas: Umstieg auf Wärmepumpe und Solarstrom

Im Frühjahr 2022 entschieden wir uns, mit unserem Reihenmittelhaus von einer Gasheizung auf eine Wärmepumpe und Solarstrom umzusteigen. Mein Mann war es, der sich damit hauptsächlich beschäftigte und den Prozess begleitete. Ich habe ein Interview mit ihm geführt.

Was hat dich auf die Idee gebracht, auf eine Wärmepumpe und Solarstrom umzusteigen?
Bei einem Spaziergang traf ich auf eine Nachbarin, die seit Kurzem eine Solaranlage auf ihrem Dach hatte. Sie erzählte mir, sie sei jetzt klimaneutral. „Was?“ fragte ich. „Du hast doch noch eine Gasheizung. Das ist doch nicht klimaneutral, nur weil du Solarstrom hast.“ Und sie: „Doch, ich habe eine Wärmepumpe.“ Das war das erste Mal, dass ich von einer Wärmepumpe als Gebäudeheizung gehört habe.

Wann hast du dich dafür entschieden?
Die Planungsphase dauerte sehr lange. Letztlich haben wir zwei Wochen nach Beginn des Ukrainekriegs unterschrieben. Für mich war damals noch nicht absehbar, dass die Preise steigen würden, da wusste man ja noch nicht, wie lange der Krieg dauert. Die Nord Stream Pipelines waren auch noch nicht zerstört.

Wie hast du dich für ein Unternehmen entschieden?
Unsere Nachbarin hatte mehrere Angebote verglichen und sehr große Qualitätsunterschiede festgestellt. Ich glaube, zwei von drei Unternehmen haben ihr gesagt, eine Wärmepumpe ginge bei ihr gar nicht. Eine Firma aber meinte, sie müsse nur die Zwischendecke der obersten Etage zusätzlich dämmen. Das wurde gemacht und die Nachbarin ist bis heute sehr zufrieden. Dadurch kam die gleiche Firma bei uns von vornherein in die engere Wahl.
Ich holte auch noch ein weiteres Angebot ein, aber bis das kam, dauerte es sehr lange und dann ließ es viele Fragen offen, die unbeantwortet blieben.

Und was musste bei uns im Vorfeld noch geklärt werden?
Eine Heizlastberechnung war nötig, um herauszukriegen, ob es bei uns überhaupt Sinn macht und was für eine Wärmepumpe wir brauchen. Daraus ergab sich auch, dass wir acht von elf Heizkörpern wechseln lassen mussten.
Zudem war bei uns eine zentrale Frage, wo man die Wärmepumpe aufstellen könnte (u.a. gibt es Beschränkungen aufgrund Schallschutz, aber auch bei den maximalen Leitungslängen) und das war am besten mit dem Fachhandwerker zu klären.
Ich erinnere mich, irgendwann stand der Projektleiter in unserem Wohnzimmer und sagte, das würde sich ökonomisch gesehen vermutlich nicht lohnen. Uns ging es nicht so sehr um Wirtschaftlichkeit, sondern darum, uns zukunftsfähig zu machen, unsere störanfällige Gastherme loszuwerden und CO2-neutral(er) zu werden.

Wie lief die Umsetzung und gab es Komplikation?
Nach einigen Vorarbeiten im Mai (insb. Heizkörperwechsel) zog sich der Umbau aufgrund von Lieferschwierigkeiten über mehrere Monate. Erst im August wurde die Gastherme aus- und die Wärmepumpe eingebaut und dann mussten wir noch einige Zeit auf die Steuerung warten. Der Wassertank im Keller sollte 200 Liter groß werden, konnte aber nicht geliefert werden und wurde deshalb nur 100 Liter groß. Und für die Solaranlage fehlten so viele Teile, dass sie erst im November hätte aufgebaut werden können. Da haben wir entschieden, das erst im Januar zu machen, damit wir die Umsatzsteuer direkt sparen können, weil es da eine Gesetzesänderung gab.

Wie zufrieden bist du mit dem Ergebnis?
Sehr zufrieden. Es läuft alles sehr stabil. Außerdem ist bei mir ein Hobby draus geworden, weil ich alles genau überwache mit Einrichtungen, um Temperaturen und elektrische Ströme zu messen. Dadurch  habe ich die Anlage immer weiter
optimiert.

Wie denn zum Beispiel?
Die Pumpe ist anfangs mehrfach am Tag ohne erkennbaren Grund angegangen und hat dabei bis zu anderthalb Kilowattstunden pro Tag verbraucht, was letztlich an einer Fehleinstellung lag. Der Fachbetrieb konnte sich zunächst keinen Reim darauf machen, interessierte sich aber für die Lösung.

Hättest du im Nachhinein etwas anders gemacht?
Ich hätte die Nachbarn früher und konkreter mit einbezogen. Und bei der Solaranlage hätte ich auf den Akku verzichtet. Meine Messwerte zeigen, dass er sich bei uns höchstens amortisieren, aber nicht wirklich Gewinn abwerfen wird. Außerdem gehen damit Wartungspflichten einher, die auch wieder Geld kosten und das macht in unserem Fall wirtschaftlich wenig Sinn.

Was würdest du Leuten raten, die auch umsteigen wollen?
Wovon ich abrate, ist ein sogenanntes SG-Ready-Modul. Das ist eine Schnittstelle, die eingeführt wurde, um die Sache „smart“ nennen zu können, die ich aber für unausgereift halte. Aber den Umstieg auf Wärmepumpe und Solarstrom kann ich klar empfehlen. Das Geld ist nicht weg, es steckt im Haus und erhöht den Wiederverkaufswert. Schon jetzt kann man Berichte lesen, die belegen, dass Häuser, die mit fossilen Energieträgern beheizt werden, am Markt deutlich an Wert verloren haben. Aber ob es sich wirtschaftlich lohnt, wird letztlich auch stark davon abhängen, wie sich Gas- und Strompreis weiter entwickeln.
Doch bei den Diskussionen in den Nachrichten über kommende Verpflichtungen für Hausbesitzer zum Umrüsten auf nachhaltige Energieträger ist es ein gutes Gefühl, das schon erledigt zu haben. Trotz unserer begrenzten Dachfläche sind wir jetzt beim Stromverbrauch zu etwa 90% klimaneutral.


Das Interview mit Andreas Füllgrabe führte Britta Füllgrabe
Foto: Füllgrabe


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