Thema: Ruhestand
„Wenn der Wecker nicht mehr klingelt …“

stand stehen und Ermutigung für diese einschneidende Veränderung der Lebensumstände gebrauchen können.
Hilfreich ist in dieser Phase sicherlich, sich klar zu machen, dass Veränderungen immer zum Leben gehören. Man sollte die guten und schlechten Zeiten auf dem bisherigen Weg Revue passieren lassen, nette und weniger nette Kolleginnen und Kollegen. – Zum Schluss zitierte die Pastorin Abraham: „Ich will dich segnen und du sollst Segen sein!“
Erinnerungen daran, durch welche Umstände und Personen das eigene Leben geprägt wurde, können auch dazu motivieren, die neuen zeitlichen Möglichkeiten jetzt zu nutzen, um anderen Menschen zu helfen, „auf den richtigen Weg“ zu kommen – und zwar nicht nur den eigenen Kindern, bzw. Enkeln, sondern vielleicht auch anderen jüngeren Menschen (siehe nächster Artikel). Hat man gearbeitet, um zu leben oder gelebt, um zu arbeiten? Man kann durch (auch ehrenamtliches) Arbeiten Glücksmomente erzeugen, wenn die Arbeit sinnhaftig ist und man das kann und gerne macht, was man tut.
Ernst Kürsten
Foto: Ernst Kürsten
Foto: Ernst Kürsten
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Wer rastet, der rostet
Spezielle Anregungen für Aktivitäten im Alter
Wenn ich immer so höre, wie oft manche (wohlhabendere) Rentner verreisen, frage ich mich manchmal, ob sie das letztlich tun, um dem langweiligen Alltag zu entfliehen, der kaum Herausforderungen und Erfolgserlebnisse bietet. Sicherlich ist es auch mal schön und interessant, neue Kulturen kennen zu lernen und Landschaften zu genießen, aber sollte das die Hauptbeschäftigung werden? Abwechslung und innere Befriedigung kann auch ein Ehrenamt mit sich bringen. Der intensive Kontakt zu jungen Menschen hält jung! Eine Möglichkeit, diesen zu bekommen und dabei auch seine eigenen Fähigkeiten und Fachkenntnisse (zum Wohle der Allgemeinheit) einzusetzen bietet z.B. der Senior Experten Service (SES: https://ses-bonn.de). Im Rahmen seines VerA-plus (Verbesserung von Ausbildungserfolgen) bringt er aktive ältere Menschen mit Auszubildenden zusammen, die Unterstützung brauchen, um ihre Lehre erfolgreich abschließen zu können. Dabei geht es nicht primär um fachliche Nachhilfe, sondern um Hilfe beim Umgang mit Behörden, Konfliktlösungen im Ausbildungsbetrieb und die Lösung alltäglicher Probleme. Bei Azubis mit ausländischer Herkunft kann auch die Vermittlung hiesiger Gepflogenheiten und sprachliche Unterstützung helfen. Bei meinem ersten „Einsatz“ versuchte ich, einer jungen Frau aus dem Iran mit schlechten Deutschkenntnissen den Berufsschulstoff für „Pharmazeutisch kaufmännische Angestellte“ zu vermitteln. Dabei habe ich u.a. viel über die Organisation von Apotheken gelernt.
Seit einem Jahr unterstütze ich einen Metallbau- Azubi aus Ghana hauptsächlich bei der Kommunikation mit Behörden und bei der Verbesserung seiner Wohnsituation. Auf jeden Fall lernt man dabei viel über die Lebensrealitäten von Mitmenschen, mit denen man sonst nicht in Kontakt kommt und erfährt echte Dankbarkeit.

Mit dem SES kann man auch interessante Fernreisen machen: Der SES wurde 1983 gegründet, um Einrichtungen und Firmen in aller Welt durch die Vermittlung von erfahrenen Fachkräften (ursprünglich nur Rentner; im Rahmen des Weltdienst 30+ seit 2017 auch Jüngere) jeglicher Fachrichtung aus Deutschland zu unterstützen. Wenn man in die Datenbank des SES aufgenommen wurde mit seinen spezifischen handwerklichen oder akademischen Fach- sowie Fremdsprachenkenntnissen, kann es sein, dass man z.B. plötzlich angefragt wird, ob man z.B. einer Frauenkooperative in Indien den Umgang mit Nähmaschinen vermitteln kann. Die Einsätze dauern mindestens drei Wochen und maximal sechs Monate und können auch mehrfach erfolgen. Die Arbeit der ExpertInnen wird nicht entlohnt, aber sämtliche Kosten und die gesamte Organisation werden von SES übernommen. Ich konnte auf diese Weise im Dezember 2017
im Rahmen des Weltdienst 30+ (für über Dreißigjährige) das Land Malawi etwas kennen lernen. Dort sollte ich an der Universität in Mzuzu Vorschläge für die Verbesserung des Studiums von Forstwissenschaftlern erarbeiten.
Aber auch ganz in der Nähe, d.h. im Kulturtreff Plantage kann man jeden zweiten Montag von 17.00 bis 18.30 Uhr interessante Erfahrungen machen: Zu dem Sprachtreff kommen Zuwanderer aus den verschiedensten Ländern, um ihre
Deutschkenntnisse zu verbessern, indem sie sich einfach nur locker mit Muttersprachlern unterhalten. Man kann dabei sehr interessante Menschen und ihre Schicksale kennenlernen.
Ernst Kürsten
Foto: Ernst Kürsten